Von Pinguinen und Drahteseln
Erst im Dunkeln erreichten wir den Ort Oamaru, wo die große Hoffnung den Pinguinen galt. Die Kolonien zweier Arten dieser putzigen Tiere haben sich hier angesiedelt, zum einen die blauen Zwergpinguine, zum anderen Gelbaugen- oder Dickschnabelpinguine.
Wir beschlossen, im Morgengrauen eine kleine Expedition zu unternehmen, da wir wussten, dass zu dieser Zeit die kleinen Pinguine auf ihrem Weg zum Meer sind, doch leider blieb dieser Spaziergang ziemlich erfolglos. Zäune und Barrieren versperrten die Sicht auf die Kolonie (einmal mehr hieß es: zahlen oder verzichten), dafür bekamen wir zum Trost einen spektakulären Sonnenaufgang zu sehen und wollten unser Glück nocheinmal in der Abenddämmerung versuchen, wenn die Pinguine wieder zurück an Land kommen.
Den Tag verbrachten wir dann sehr relaxt, lernten Jan kennen, der sich uns bis zum nächsten Tag anschloss und genossen auf einer Parkwiese die wärmende Herbstsonne. Am späten Nachmittag wurde es Zeit, zu den Gelbaugenpinguinen zu fahren und siehe da: Von der öffentlichen Beobachtungsplattform konnten wir sie schon den Strand entlangwatscheln sehen. Obwohl diese Art als besonders scheu gilt, stand plötzlich ein Pinguin einen Meter vor der Holzbegrenzung, rief einige Male nach seinen Jungen und tappelte weiter, direkt an den leuchtenden Augen der vielen Schaulustigen vorbei. Wenige Minuten später folgte auch schon ein Zweiter, diesmal mit zwei Jungtieren im Schlepptau. Wow, mit sowas hatten wir nicht gerechnet!
Bei Sonnenuntergang fuhren wir zurück, um auch noch Zwergpinguine zu sichten, doch diese wollten sich beim besten Willen nicht zeigen. Noch einmal mit der Taschenlampe raus erhaschte Pauline einen kurzen Blick auf einen der Winzlinge. Aber an diesem Tag waren sowieso schon längst alle Erwartungen der Tierbeobachtung übertroffen worden.
Somit konnten wir am folgenden Tag guten Gewissens landeinwärts nach Ranfurly reisen. Ja, eine Stadt, die wie das von uns so geschätzte Bier heißt. Wir hatten schon seit langem so manche Pläne für diesen Ort geschmiedet und konnten es kaum erwarten, diese in die Tat umzusetzen. Doch unser Traum in Ranfurly im Pub zu arbeiten und dort Ranfurly auszuschänken, zerplatzte im Nu. Nach einem Zwischenstopp bei den Moeraki Boulders kamen wir zur Mittagszeit ins verschlafene Örtchen, wo wir zunächst feststellen mussten, dass das erhoffte LPG für Fluffy nirgends zu finden war. Nagut, halb so wild. Wir hatten noch genug Gas, um zur nächsten Tankstelle zu gelangen.
Die bittere Enttäuschung mussten wir erleben, als wir feststellten, dass beide Bars in Ranfurly nichts von dem gleichnamigen Bier wissen wollten. Nicht einmal der Supermarkt verkaufte das Gebräu, wegen dem wir den Weg nach Ranfurly auf uns genommen hatten.
Naja, was macht man nun in einem Kaff, auf das man sich so lange gefreut hatte, in dem es aber nur Rentner und Radfahrer zu geben schien? Sich selbst auf zwei Räder setzen und ein Stück des berühmten Otago Rail Trail abradeln! Dabei handelt es sich um die zu einem Radweg umfunktionierten Überreste einer alten Eisenbahnlinie, inklusive ausgedienter Brücken und Tunnel.
Da das allerdings noch zu einfach ist, suchten sich Anne und Pauline den steilsten Abschnitt für ihren Tagestrip aus. 86 Kilometer Schotterweg, fast ausschließlich bergauf. Das Resultat: Schmerzende Glieder, totale Erschöpfung und ein Fahradverleiher, der uns als entweder ziemlich fit oder sehr verrückt befand. Nichtsdestotrotz hatten wir einen tollen Tag inmitten großartiger Landschaften, durchquerten stockdunkle Tunnel und fühlten uns in unsere Neustrelitzer Schulwegradeltage zurückversetzt.
Weil wir von der gesamten Umgebung Otagos so bergeistert waren und die Zeit auf der Blue Duck Farm so genossen hatten, wollten wir versuchen nocheinmal einen netten Farmer zu finden, der vielleicht ein paar helfende Hände gebrauchen könnte. So lernten wir Fergus kennen, der uns auf eins, zwei Bier in sein Haus einlud und uns die Farm von Hottie empfahl, zu der wir gleich am nächsten Tag aufbrachen.