From Neustrelitz to New Zealand
15
Apr

Von Pinguinen und Drahteseln

geschrieben in Erlebnisse  von admin

Erst im Dunkeln erreichten wir den Ort Oamaru, wo die große Hoffnung den Pinguinen galt. Die Kolonien zweier Arten dieser putzigen Tiere haben sich hier angesiedelt, zum einen die blauen Zwergpinguine, zum anderen Gelbaugen- oder Dickschnabelpinguine.

Wir beschlossen, im Morgengrauen eine kleine Expedition zu unternehmen, da wir wussten, dass zu dieser Zeit die kleinen Pinguine auf ihrem Weg zum Meer sind, doch leider blieb dieser Spaziergang ziemlich erfolglos. Zäune und Barrieren versperrten die Sicht auf die Kolonie (einmal mehr hieß es: zahlen oder verzichten), dafür bekamen wir zum Trost einen spektakulären Sonnenaufgang zu sehen und wollten unser Glück nocheinmal in der Abenddämmerung versuchen, wenn die Pinguine wieder zurück an Land kommen.

Den Tag verbrachten wir dann sehr relaxt, lernten Jan kennen, der sich uns bis zum nächsten Tag anschloss und genossen auf einer Parkwiese die wärmende Herbstsonne. Am späten Nachmittag wurde es Zeit, zu den Gelbaugenpinguinen zu fahren und siehe da: Von der öffentlichen Beobachtungsplattform konnten wir sie schon den Strand entlangwatscheln sehen. Obwohl diese Art als besonders scheu gilt, stand plötzlich ein Pinguin einen Meter vor der Holzbegrenzung, rief einige Male nach seinen Jungen und tappelte weiter, direkt an den leuchtenden Augen der vielen Schaulustigen vorbei. Wenige Minuten später folgte auch schon ein Zweiter, diesmal mit zwei Jungtieren im Schlepptau. Wow, mit sowas hatten wir nicht gerechnet!

Bei Sonnenuntergang fuhren wir zurück, um auch noch Zwergpinguine zu sichten, doch diese wollten sich beim besten Willen nicht zeigen. Noch einmal mit der Taschenlampe raus erhaschte Pauline einen kurzen Blick auf einen der Winzlinge. Aber an diesem Tag waren sowieso schon längst alle Erwartungen der Tierbeobachtung übertroffen worden.

Somit konnten wir am folgenden Tag guten Gewissens landeinwärts nach Ranfurly reisen. Ja, eine Stadt, die wie das von uns so geschätzte Bier heißt. Wir hatten schon seit langem so manche Pläne für diesen Ort geschmiedet und konnten es kaum erwarten, diese in die Tat umzusetzen. Doch unser Traum in Ranfurly im Pub zu arbeiten und dort Ranfurly auszuschänken, zerplatzte im Nu. Nach einem Zwischenstopp bei den Moeraki Boulders kamen wir zur Mittagszeit ins verschlafene Örtchen, wo wir zunächst feststellen mussten, dass das erhoffte LPG für Fluffy nirgends zu finden war. Nagut, halb so wild. Wir hatten noch genug Gas, um zur nächsten Tankstelle zu gelangen.

Die bittere Enttäuschung mussten wir erleben, als wir feststellten, dass beide Bars in Ranfurly nichts von dem gleichnamigen Bier wissen wollten. Nicht einmal der Supermarkt verkaufte das Gebräu, wegen dem wir den Weg nach Ranfurly auf uns genommen hatten.

Naja, was macht man nun in einem Kaff, auf das man sich so lange gefreut hatte, in dem es aber nur Rentner und Radfahrer zu geben schien? Sich selbst auf zwei Räder setzen und ein Stück des berühmten Otago Rail Trail abradeln! Dabei handelt es sich um die zu einem Radweg umfunktionierten Überreste einer alten Eisenbahnlinie, inklusive ausgedienter Brücken und Tunnel.

Da das allerdings noch zu einfach ist, suchten sich Anne und Pauline den steilsten Abschnitt für ihren Tagestrip aus. 86 Kilometer Schotterweg, fast ausschließlich bergauf. Das Resultat: Schmerzende Glieder, totale Erschöpfung und ein Fahradverleiher, der uns als entweder ziemlich fit oder sehr verrückt befand. Nichtsdestotrotz  hatten wir einen tollen Tag inmitten großartiger Landschaften, durchquerten stockdunkle Tunnel und fühlten uns in unsere Neustrelitzer Schulwegradeltage zurückversetzt.

Weil wir von der gesamten Umgebung Otagos so bergeistert waren und die Zeit auf der Blue Duck Farm so genossen hatten, wollten wir versuchen nocheinmal einen netten Farmer zu finden, der vielleicht ein paar helfende Hände gebrauchen könnte. So lernten wir Fergus kennen, der uns auf eins, zwei Bier in sein Haus einlud und uns die Farm von Hottie empfahl, zu der wir gleich am nächsten Tag aufbrachen.

12
Apr

Dunedin

geschrieben in Erlebnisse  von admin

Unsere Heimat für die kommenden Tage hieß Dunedin, die Hauptstadt Otagos. Hierhin verschlägt es vor allem neuseeländische Studenten, denn die hiesige Universität gehört zu den ältesten und bedeutungsvollsten des Landes.

Uns hingegen verschlug es zunächst einmal ins Schokoladen-Land, denn der größte Schoko-Hersteller Neuseelands hat hier seinen Hauptsitz. Doch wo wir im Fabrikverkauf den Himmel auf Erden zu finden hofften, erwartete uns nur frustrierende Touristenabzocke.

Nachdem wir also eine Weile zielgerichtet durch die Stadt geirrt waren, fanden wir einen schönen erhöhten Platz am Strand, den wir sogleich zu unserem neuen Heim erkoren. Dort verbrachten wir dann auch den größten Teil der folgenden, komplett verregneten, verhagelten und stürmischen Tage, um Fluffy innenarchitektonisch auf den neuesten Stand zu bringen und die Reisetagebücher zu komplettieren.

Karfreitag, den nächsten Sonnenscheintag, nutzten wir, um die kleine Otago-Halbinsel zu entdecken, denn sie ist Heim und Rastplatz für viele, normalerweise schwer auffindbare Meeressäugetiere.

Leider hat auch die Tourismusbranche das enorme Potential dieser Landschaft entdeckt und so bleibt die Kolonie der Königsalbatrosse an der Spitze der Halbinsel ausschließlich der zahlenden Kundschaft vorbehalten. Deshalb bekamen wir sie hier nicht zu Gesicht, aber zum Glück konnten wir diese eindrucksvollen Riesenvögel schon auf Stewart Island aus nächster Nähe beobachten.

Dafür boten die Pelzrobben eine umso interessantere Show, als sie wenige Meter vor der Küste und den zahlreichen Besuchern im Meer sprangen und spielten. Es kam sogar eine von ihnen direkt vor Anne aus dem Meer, um sich einmal neuhierig umzuschauen und sich zu präsentieren.

Auf dem Weg zur nächsten Bucht besichtigten wir noch eine restaurierte Moari-Holzkirche und ein -Versammlungshaus, die man jedoch leider nicht betreten durfte. Am Ziel angekommen genossen wir einen schönen Spaziergang am Strand entlang und durch matschige Salzmarsche, bis es weiter zur Nachbarbucht ging.

Hier begegneten wir nach einer erfolglosen Pinguinsuche tatsächlich einem riesigen Seelöwen, der zusammen mit seinem Jungtier am Strand döste. Diese massigen, imposanten Tiere werden oft für Seegras oder Felsen gehalten und übersehen, können einem aber einen ziemlichen Schrecken einjagen, wenn man ihnen zu nahe kommt.

Nachdem wir an unserer letzten Station wieder keine Pinguine erblicken konnten, beendeten wir unseren Rundtrip und verabschiedeten uns auch von Max, der uns seit Stewart Island begleitet hatte.

Am Ostersamstag war Zeit für etwas Organisation und Kultur; Einkaufen, Waschen, Ostereier bemalen, die Kunstgalerie und den historischen Bahnhof (dessen Bahnsteige gerade mit aufgetakelten Gästen des berühmten jährlichen Middlemarch Single Balls angefüllt war) begutachten.

Am Sonntag setzten wir die Stadtbesichtigung nach einem ordentlichen Osterfrühstück fort: Zwei Kirchen, die Universität, das sehenswerte Museum, die gepfegten botanischen Gärten und natürlich die Baldwin Street, mit 19,3 Grad Neigung (entspricht 35%!) die schrägste Straße der Welt. All das stand noch auf unserer Liste, bevor wir zum nächsten Ziel, Oamaru, aufbrechen konnten.

6
Apr

Sprudelnder Süden

geschrieben in Erlebnisse  von admin

Zurück in Invercargill, diesmal in Begleitung von Max, machten wir ersteinmal eine ausgedehnte Stadtrundfahrt. Wäsche waschen, Einkaufen, Tanken – alles Dinge, die erledigt werden mussten. Danach ging es ins Museum und in den Queens Park, wo duftende Rosen, paradisische Vögel und ein Haufen Bucheckern auf uns warteten.
Am nächsten Morgen besuchten wir einen geschäftigen Farmers Market, wo lauter verführerische Stände Produkte aus der Umgebung anboten, bevor wir losfuhren, die Region der Catlins zu erkunden.

Endlich steuerten wir gen Osten, immer der Südküste entlang. Wir sichteten Delfine, Robben, Pinguine und einen großartigen Sonnenuntergang in der Curio Bay, kamen zum südlichsten Punkt der Südinsel, dem Slope Point, kämpften uns mit Fluffy durch Schafsherden und besichtigten sogar die Niagara Fälle (eine kleine Flussströmung im winzigen Örtchen Niagara).

Dann war es Zeit richtige Wasserfälle zu bestaunen und das nicht zu knapp. In Verbindung mit vielen kleinen Tracks fuhren wir von einem Wasserfall zum nächsten, kletterten an und auf ihnen herum, nahmen uns genügend Zeit sie auf uns wirken zu lassen und versuchten ein Stück mit der Kamera einzufangen. Beim letzten und größten, den Purakaunui Falls, boten Anne und Max ein kleines Theaterstück dar, bevor die beiden Mädchen sich in einen hohlen Baum verkrochen und vergaßen, zum Tee zu laden.

Nach düsterer Tunnelwanderung fanden wir uns mit einem kühlen Bier auf einer netten Farm wieder und schon gings weiter zum Nugget Point, wo sich Pelzrobben sonnten und riesige Felsbrocken wie achtlos ins Meer geworfen scheinen.

Damit ließen wir die Catlins hinter uns, beeindruckt von den vielen so dicht beieinander liegenden Naturschönheiten und machten uns auf zur nächsten größeren Stadt, genannt Duneden.