Über Pauline
4 Monate als Aupair! Es war eine wunderbare Erfahrung und es hätte mich kaum besser treffen können. Meine Gasteltern sind einfach so nette und hilfsbereite Menschen und ich hatte mich gleich nach meiner Ankunft im neuen Heim wohl und wie zu Haus gefühlt.
Das Haus ist eine viertel Stunde von der nächsten Stadt entfernt und sehr ländlich gelegen. Das heißt einige Koppeln drumherum, die nächsten Nachbarn mehr als 100 Meter entfernt und einige Tiere anbei(Schafe, Pferde, Hunde, ne Katze und ein kleiner Ziegenbock).
Kyle, mein Gastvater und ein gebürtiger Neuseeländer, ist Hufschmied, hat früher als reitender Stuntman in einigen Filmen/Werbungen gearbeitet, z. B. “Der letzte Samurai” oder “Xena”, und fängt nun an Pferde zu züchten. Marjolein, meine Gastmutter,arbeitet in der Investmentbranche, kommt urspünglich aus den Niederlanden und ist nach ihren vielen Reisen durch die Welt letztendlich hier in Neuseeland geblieben.
Das dritte und jüngste Mitglied der Familie ist die nun schon 2 Jahre alte Lexie. Einfach das süßeste Mädchen überhaupt! Ich kam von Anfang an gleich gut mit ihr klar, sie hat sich auch sehr schnell an mich gewöhnt und inzwischen hab ich die Kleine sehr ins Herz geschlossen.
Über die relativ kurze Zeit, die ich da war, hatte sich Lexie sehr verändert und entwickelt, was in diesem Alter ja normal ist. Zuerst war sie einfach nur ein kleiner Sonnerschein, wurde irgendwann etwas frecher, aber auch eigenständiger und wurde mir gegenüber sehr vertraut. Generell ist Lexie ein sehr liebenswürdiges, kluges, extrovertiertes, ordentliches, taffes und besonders lustiges Kind. Sie lacht viel und bringt auch andere gern zum Lachen. Wenn Kyle und ich ab und zu zum “morning tea” auf der Veranda saßen, konnten wir uns manchmal einfach nur kaputt lachen. Außerdem liebt sie Hunde und Autos, wobei so ein kleiner weißer Van wie unserer natürlich großen Eindruck bei einer Zweijährigen macht. Somit verbrachte sie Stunden damit alles auszuprobieren, was nach Knopf, Hebel, Schnalle oder Kurbel aussah und war oft schwer wieder aus dem Fahrzeug herauszubekommen.
Zu Beginn der Aupairzeit hatte noch ein kleines Lamm nebem dem Haus sein Quartier, weshalb ich es jeden Morgen und Abend mit der Flasche fütterte und wir manchmal mit ihm spielten, was einfach zu putzig war.
Meine Arbeitszeiten waren für fünf Tage die Woche vorgesehen, doch da diese sich weitgehend nach Marjoleins Arbeit richteten und sie Montags nicht und Freitags manchmal nur halbtags arbeitete, war alles sehr flexibel und wurde nicht so eng betrachtet. Das gab mir die Möglichkeit auch mal mein Wochenende umzulegen, einige Tage lockerer anzugehen und mit der Familie ein paar kleine Ausflüge an den Strand oder in die Stadt zu machen.
Mein Tagesablauf:
Mein Tag begann häufig damit, früh von Lexie geweckt zu werden, da mein Zimmer gegenüber ihrem lag (nebenan übrigens mein eigenes Bad) und nachdem ich mich fertig gemacht hatte, bereitete ich das Frühstück für Lexie und mich vor. Nach dem Essen wurde dann meist eine CD eingelegt und erstmal ne Runde getanzt (natürlich durften Bär und Puppe dabei nicht fehlen:). Den Vormittag verbrachten wir dann häufig draußen mit spazieren gehen (später auch mit ihrem Pony “Scout”), Blumen plücken, Pferde füttern, Trampolin springen (das war ein Spaß:), schaukeln, im Gemüsegarten nach Wümern oder Erbsen jagen, im Sandkasten die frisch gebauten Burgen kaputt machen und ganz viel mit Wasser herumspielen…bevor sie so gegen 12 Uhr für zwei Stunden Mittagschlaf hielt, machte ich noch ein kleines Lunch. Dann wurde etwas Hausarbeit erledigt, allerdings war nicht sehr viel von mir gefordert, und anschließend hatte ich eine Pause und somit Zeit für mich.
Auch den Nachmittag gings oft noch ne Weile raus (und wenn sich die Sonne zeigte natürlich nur mit Sonnencreme geschützt), aber es gab ja auch im Haus viel zu tun wie zum Beispiel malen und basteln, Bücher lesen bzw. angucken, auf meinem schönen großen Bett rumspringen, mit ihren Puppen, Kuscheltieren, Play Dough, Lego und was sonst noch so an Spielsachen da war, beschäftigen. Außerdem hatte ich mit dem Nachbarsmädchen Maja (8 Jahre) ein Spielhaus aus einem großen Karton für Lexie gebaut. Das hat jetzt im Wohnzimmer seinen festen Platz.
Marjolein kam immer so gegen halb 6 von der Arbeit zurück, womit sich die abendlichen Aufgaben wie Dinner kochen, Lexie baden und sie ins Bett bringen je nach Lust und Laune aufteilten und nachdem wir dann zu dritt (aber auch manchmal mit Lexie) gegessen hatten, hieß es endlich Feierabend für mich.
Was ich alles im Job und generell im Haus gelernt habe: Windeln wechseln! (Später kam dann noch das “Pottytraining” hinzu), kochen und backen (ganz viele Kuchen und Kekse:), die englische Sprache besser verstehen und sprechen, auch ein paar Worte Niederländisch, Wäsche waschen, leichte Gartenarbeit und eben wie man mit einem Kleinkind umgehen und es den lieben langen Tag beschäftigen kann.
Aber auch das Leben auf einer Farm hat einige neue Eindrücke hinterlassen. Da gings dann schon des öfteren auf die Koppeln, um die Schafe umzuweiden oder nach den Pferden zu sehen und später auch nach dem Fohlen. Hinten aufs Vierradbike gesetzt gings übers Anwesen, beladen in den verschiedensten Variationen, und auch ich allein bretterte bei schönstem Sonnenschein über die Wiese kreuz und quer, im Kreis und wieder zurück. Ein Wochenende hieß es dann: Schafe scheren! Den ersten Tag kam ein Freund von Kyle zur Hilfe und ich konnte die Prozedur ganz gespannt mitverfolgen. Doch auch die Nachbarsschafe mussten ran und da niemand anderes Zeit hatte, hieß es für Marjolein und mich abwechselnd mitanpacken. Es wurden also zuckende Hinterbeine festgehalten, die Wolle beiseite geschafft und in Säcke getan.
Da Kyle oft mehrere kleine Jobs am Tag zu erledigen hatte und dazwischen manchmal nach Hause kam, fuhren wir gelegentlich mit auf Arbeit oder in die Stadt. Dabei erzählte er mir einiges über Neuseeland und machte oft noch einen kleinen extra Zwischenstopp in einer schönen Ecke der Region.
Nach ein paar Wochen gings dann jeden Freitag ins Playcenter, wo Eltern mit ihren Kindern am Vormittag hingehen können, und diese dort viele unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten haben und vor allem andere Gleichaltrige zum spielen. Das war natürlich eine willkommene Abwechslung auch für mich und dort lernte ich nach einiger Zeit sogar ein anderes Aupair, Theresa, kennen, mit der ich mich gut verstand und wir einige schöne Unternehmungen zusammen machten.
Einen kleinen Nebenverdienst konnte ich mir durch Babysitten bei den reichen Nachbarn erwerben. Wir waren einmal zum Barbeque mit Feuerwerk und Weinverkostung eingeladen worden. Denn neben einem riesigen Haus mit Sauna, Pooltisch und einer 50-Meter-Schwimm-Bahn im Keller, mit unendlich vielen Glaswänden und sowieso allem Luxus, den man so zum Überleben braucht, gehörte noch ein edler Weingarten zum Anwesen. Dort hieß es dann, sich um zwei sehr aufgeweckte Schulmädchen zu kümmern und die dann auch noch irgendwie ins Bett zu bekommen.
Eine weitere Feier war Lexies Geburtstag am 2. Dezember und sie hatte natürlich keine Ahnung, was das überhaupt heißen soll. Also saß sie am Morgen ihres Ehrentages ganz verdattert vor einem Haufen Geschenke im dekorierten Wohnzimmer und wurde besungen und mit kleinen Küchlein versorgt. Nachdem sie den Dreh vom Geschenkeauspacken schnell raus bekam, hatten wir den Tag über natürlich reichlich zu tun alle neuen Sachen auszuprobieren. Am Nachmittag gings aufs Trampolin mit allen Luftballons und überhaupt war den ganzen Tag über fröhlich heitere Stimmung und wir hatten sehr viel Spaß zusammen.
Eine richtige Geburtstagsparty mit vielen großen und kleinen Gästen fand dann das übernächste Wochenende statt und als ich am 2. Weihnachtsfeiertag nocheinmal eine nachträgliche Geschenkeübergabe mit meiner Gastfamilie machte, sprag Lexie ganz aufgedreht herum, und rief lauthals: “Geschenke!Geschenke!” (Naja, ich hoffe sie erleidet keinen Entzug in der langen Durststrecke, die jetzt vor ihr liegt.)
Schließlich habe ich so einiges übers Bauern-Hausfrau-Mutter-Leben gelernt, die Menschen um mich lieb gewonnen und die ganze Zeit einfach so sehr genossen, das es schwer fällt Abschied zu nehmen. Doch man sieht sich ja immer zwei Mal im Leben und für Anne und mich wird es nun Zeit unser gemeinsames Normadenleben zu beginnen und nebem der alltäglichen Lebensweise auch das facettenreiche Land genauer kennenzulernen.