Über Fluffy
Pauline und Anne wollen zusammen beide Inseln des wunderschönen Neuseeland erobern und wie geht das wohl besser als im eigenen Van?
Da sich beide erst einmal für vier Monate im Norden von Auckland eingenistet hatten, gab es genügend Zeit für den Autokauf und vor allem die Gestaltung des zukünftigen Heim auf vier Rädern. Die Idee kam auf, einen ganz normalen Van zu erwerben und diesen dann eigenhändig zum Campervan umzubauen.
Umso mehr Gedanken und Vorstellungen zum Ausbau zusammenkamen, umso aufgeregter und tatenfreudiger wurden die beiden Mädchen aus Deutschland und konnten es gar nicht abwarten, die Schlüssel unseres ertsten eigenen Wagens in den Händen zu halten und loszulegen.
Doch ein Auto musste nun erst einmal her und somit wurde das Internet durchforstet, um einige der großräumigen Modelle herauszupicken und einen genaueren Blick drauf zu werfen.Eine große Hilfe dabei war Paulines Gastvater Kyle, ohne den beide Mädels in der weiten Welt der Motoren wohl vollkommen verloren gewesen wären.
Eines Abends Anfang Oktober saß Pauline mit ihren Gasteltern neben sich und Anne am Telefon vor dem Laptop, mitten drin in einer Internetaucktion. Beide sprachen wir uns immer wieder von neuem ab, die Stimmung wurde hitzig bis endlich alle anderen Bieter abgeschüttelt waren und wir den Mitsubishi L300 als den unseren bezeichnen durften. Einige Tage später wurde er dann abgeholt, der Papierkram erledigt und die Versicherung per Telefon abgeschlossen. Hoffentlich schafft er es noch bis zur nächsten Tankstelle und dann ab nach Hause.
Na es kann dann ja jetzt losgehen mit der Umbauaktion. Fehlanzeige! Zunächste musste ein schwer wiegendes Problem gelöst werden. Die Kühlung war total verdreckt und trieb die Temperatur des Motors bei jeder Fahrt in besorgniserregende Höhe. Also in die Werkstatt mit dem Auto. Alles wieder sauber. Fertig.
Jetzt blieb nur die Frage: Wer fährt das Ding? ein großer Van, Linksverkehr, kurvige Straßen, die Schaltung hinterm Lenkrad und beide ohne viel Fahrerfahrung! Na, ob das gutgehen kann?
Doch dem Plan zufolge wollten wir durch ganz Neuseeland cruisen. Also ging es nach ein paar Schotterpistenübungsfahrten gleich mal af die linke Seite der Straße und dann immer geradeaus. Naja, war ja doch gar nicht so schlimm. Es konnte losgehen mehr von Neuseeland zu entdecken.
In der Zwischenzeit stand aber auch noch harte Arbeit auf dem Programm. Der ehemalige Arbeitsvan brauchte eine gehörige Grundreinigung. So rüsteten wir uns mit Bürste, Schwamm und Gummihandschuhen aus, nahmen die Rücksitze, die wir später verkauften, heraus und legten los mit Stunden des Schrubbens und Säuberns.
Doch diese Zeit war nichts im Vergleich zu der, die wir aufbrachten, um über Konzepte, Farben, Gardinenstoff, Campingausrüstung und den vielen kleinen Kleinigkeiten zu grübeln, in Läden und Baumärkten Preise zu vergleichen und letztendlich Kompromisse zu finden, mit denen wir beide zufrieden waren.
Wo ist der Gaskocher am günstigsten? Wie warm müssen eigentlich unserer Schlafsäcke sein? Brauch wir auch ein Zelt? Und wie sieht es aus mit einem Ersatzrad? Wo soll das nur hin?
wir wollten uns nicht zukramen, aber widerum auch nichts missen in dem zukünftigen mobilen Heim. Hinter diesen ganzen Fragen verloren wir so langsam den Mut zu Entscheidungen und handfesten Taten. So verging zeit, die Wochenenden wurden mit Ausflügen und Grillabenden verbracht und die Vorbereitungen aufs baldige Normadenleben gingen nur schleppend voran.
Eines schönen Tages im November kamen wir mit einigen Metern bunt gepunktetem Gardinenstoff nach Hause. Weil wir ja sonst nichts anderes zu tun hatten, wollten wir unsere Vorhänge auch noch selber nähen. Doch wie das nun wieder anzustellen? Der nächste Plan musste her. Es wurde noch Garn und Band dazugekauft und dann gings hinter die Nähmaschine, welche netterweise von Marjolein gestellt wurde.
Der erste Schritt: nähen lernen. Ja, da hatten wir uns was Feines ausgedacht. Nach einigen wieder aufgetrennten und neu angesetzten Nähten hatten wir den Dreh raus und es wurde bis in die Nächte hinein der Stoff gesteckt und vernäht.
Inzwische war Weihnachten herangerückt, der Sommer in bester Laune und die Grillsaison angebrochen. Nun schafften wir es endlich einiges an Campingausrüstung zu besorgen und der liebe Weihnachtsmann gab auch noch einen Teil dazu.
Aber wo blieb das Bettgestell, der Ersatzreifen und wie war das nochmal mit der Innenraumbemalung?
Die Zeit begann zu rennen und es gab noch so viel zu tun! Was macht man da? Erstmal Urlaub. Nach Taranaki gings mit viel Kram, provisorisch angeklemmten Gardinen und kaum einen Platz für uns zum schlafen. Das führte dazu, dass wir jeden Abend unser ganzes Zeug von hinten auf die Vordersitze stapelten und am nächsten Morgen alles wieder zurück.
Eines stand fest: es musste schleunigst ein richtiges Bett her!
So zogen wir los, klapperten von neuem die Baumärkte um Auckland herum ab und kamen mit einer Platte Schichtholz und Variationen an Holzbalken wieder zurück. Glücklicherweise hatte uns Aaron seine Hilfe angeboten und wir fuhren zu Anne nach Hause, um unsere handwerklichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Alle drei waren wir schwer beschäftigt mit abmessen, herumsägen und Ideen in die Runde werfen. Nach gelegentlicher Absprache und einer guten Teamarbeit nahm der Rahmen des geplanten Begestells langsam Form an. Doch für die beiden Deutschen zählt natürlich nur genauste Maßarbeit und so hatten wir nach zweit Tagen Handwerkskunst gerade mal den Rahmen fertig und das hintere Brett zugeschnitten.
Und noch ein Problem tat sich auf. Uns fehlte ein Stück Schichtholz. 50 mal 90 Zentimeter, die uns da einen Strich durch die Rechnung machten. Noch ein 2,4 Meter langes Stück wollten wir dafür nicht kaufen und so fragten wir beim Nachbarn nach Überresten der gerade laufenden bauarbeiten und klapperten den Holzmüll im Insdustriegebiet von Silverdale ab. Aber es war einfach nichts passendes zu finden. Kurz bevor wir resigniert zum Baumarkt fahren wollten, erspähten wir doch tatsächlich das passende Stück und furhen freudestrahlend zu Pauline nach Hause, wo die Arbeiten weitergehen konnten.
Allerdings hatte anscheinend schon jeder mit uns die Geduld verloren, denn wir waren ab da weitestgehend auf uns allein gestellt. Ausgerüstet mit Werkzeug und Ratschlag von Kyle, der Erfahrung der letzten Tage und dem Bauplan im Kopf machten wir uns eigenständig ans Werk, nahmen Kreissäge und Bohrer in die Hand und stellten das Bett mit ziemlich gutem Enderfolg fertig.
Was alles noch nebenbei getan wurde: Kabel versteckt, Wände isoliert, die Gardinenaufhängung angebracht, die Matraze gewaschen etc. Außerdem hatten uns Pauulines Nachbarn einen Pott weißer Farbe zur Verfügung gestellt, die normalerweise für Küchenablagen gedacht und somit leicht zu reinigen und beständig war. Damit wurden Wände und Bett gestrichen und fertig war der Traum in weiß (mit knallbunten Gardinen behängt). Wow, was für eine Veränderung. Und da stellten wir es fest: Wir hatten unser Auto doch tatsächlich schwul gemacht. Das sollte noch ein Nachspiel haben.
Aber was gab es jetzt eigentlich alles im neuen Heim? Der ganze hintere Bereich war nun mit Bett ausgefüllt, mit der kleinen Ausnahmen im Eingangsbereich (die seitliche Schiebetür), wo ein bewegliches Brett bei bedarf noch mehr Beinfreiheit ermöglicht. Unterm Gestell fanden die großen Reiserucksäcke, ein Gaskocher + Flasche, eine Kühlbox, zwei Campingstühle genügend Geschirr und für jeden eine persönliche Kiste Platz. Zudem kam später sogar noch ein Ersatzrad hinzu.
Da hatte sich in den letzten Wochen vor Abreise noch so einiges getan. Wir befanden Fluffy – diesen Namen hatte er sich jetzt redlich verdient – für abfahrtstüchtig, machten ihn mit seinem neuen Freund Orkar, dem Basilikum, bekannt und packten am 20. Januar 2009 all unser Zeug, um zur Erkundung Neuseelands aufzubrechen.