From Neustrelitz to New Zealand

Archiv für ‘Erlebnisse’

24
Apr

Weinrausch und Höhenflüge

geschrieben in Erlebnisse  von admin am 24.04.2009

Nach einigen Tagen des unbekümmerten Farmlebens führte uns unser Weg weiter nach Cromwell, einer Stadt, die sich dem Weinbau verschrieben hat und wo unser treuer Begleiter aus Southland, Max, jetzt als Weinmacher arbeitete.

Da hier immer viele Saisonkräfte benötigt werden, bietet der Ort vielen Reisenden die Möglichkeit, ihr Budget aufzubessern, und auch wir überlegten, für einige Tage zu bleiben, um den einen oder anderen Dollar zu verdienen.

Zu allererst jedoch trafen wir am Abend unserer Ankunft einen alten Bekannten wieder: Thibault, einer der Bergsteiger aus Wanaka, hatte hier gerade einen Job als Ernthelfer angenommen und lud uns auf ein Bier in den Pub ein. Nachdem wir auch zwei seiner Kumpels kennengelernt und viele Reisegeschichten ausgetauscht hatten, machten wir uns zusammen auf zum Campingplatz.

Am nächsten Vormittag statteten wir zuerst Max einen Besuch im Weinkeller ab und verabredeten uns für den Abend. Danach trafen wir bei einem Stadtbummel Thibault wieder und gingen zusammen (nachdem wir – mit allen Mitteln, aber leider erfolglos – einen Job gesucht hatten) auf eine kleine Wanderung über hügelige Schafweiden mit tollem Ausblick.

Den Abend verbrachten wir mit zwei weiteren Franzosen bei Tee und Wein, bis sich Max, als wir eigentlich schon ins Bett gehen wollten, meldete, dass er jetzt Feierabend hätte und wir auf ein Bier bzw. Wein vorbeikommen könnten.

Gesagt, getan, saßen wir zehn Minuten später mit der Belegschaft am Tisch, erzählten von unseren Reisen und wurden gut mit Essen und Wein versorgt. Der Höhepunkt des Abends war ein kleiner Rundflug durch die Fabrikhalle: Gurte umgelegt, an den Kran gehängt, Fernbedienung in die Hand und schon konnte es Superman-like durch die Lüfte gehen! Pauline wäre dabei fast in einem riesigen Weinfass gelandet, wovor Max sie zum Glück gerettet hat. :)

Es schien, als hätten wir in Cromwell alles erlebt, was es so zu erleben gab, also führte uns unser Weg am nächsten Tag weiter, oder besser gesagt zurück, nach Queenstown. Nachdem wir bei unserem letzten Aufenthalt so eine unglaublich gute Zeit in dieser Stadt verbracht hatten, mussten wir sie einfach ein zweites Mal besuchen.

Leider war unser Gastgeber vom vorherigen Mal, Mark, nicht mehr da, aber sein Mitbewohner Ryan ließ uns trotzdem für zwei Nächte im Haus unterkommen. Wir verbrachten einen ruhigen Videoabend und sammelten Kräfte für den nächsten, aufregenden Tag.

Dieser begann mit einem guten Frühstück und schon gings bei bestem Wetter in die Stadt, denn Anne hatte einen Fallschirmsprung gebucht und Pauline belgeitete sie als Nervenstütze. Am Absprungort angekommen wurde Anne mit Anzug, Helm und Brille ausgerüstet und schon bald wurde sie in einem kleinen Flugzeug auf 3600 Meter Höhe gebracht. Fest an den Begleiter geschnürt wurde die Welt dort unter immer kleiner und die Aufregung wuchs. Den Absprung gewagt, folgten 45 Sekunden freier Fall und ein gemütlicher Gleitflug zurück auf festen Boden. Ein unglaubliches Gefühl, die Welt aus den Augen eines fallenden Tontopfes zu sehen. ;)

Es war nun an der Zeit, auch einmal bei Tageslicht durch Queenstown zu laufen, und so besuchten wir den Hafen und den Park, bevor es wieder zum Haus zurück ging.

Am Abend trafen wir uns ein letztes Mal mit Thibault und einem seiner Kumpel. In einer Bar lieferten wir uns zwei Billard-Matches, bevor die beiden auch schon wieder nach Cromwell zurück mussten (Sie waren eigentlich nur wegen Fergburger gekommen!;)). Wir hingegen lauschten der Live-Band in der nächsten Bar und lernten prompt zwei Engländer und einen Israeli kennen, die wir zu einer weiteren Party begleiteten.

Zuvor noch eine Tüte Bier besorgt, trafen wir auf der privaten Feier bald die merkwürdigsten Gestalten, sogar ein großer, flauschiger Bär war anzufinden. Nachdem wir für einige Zeit die Tanzfläche unsicher gemacht hatten und alle Flaschen geleert waren, verabschiedeten wir uns, um noch in einem weiteren Club vorbeizuschauen.

Auf dem Weg allerdings erzählte man uns, dass dort nichts los wäre, und so trafen wir uns mit Ryan, der auch in der Stadt war, dort, wo zu jeder Tages- und Nachtzeit was los ist: Fergburger. Doch schon bald machten wir uns auf den Heimweg, wir hatten schließlich einen anstrengenden Tag hinter uns.

Am nächsten Morgen hieß es endgültig Abschied nehmen vom geliebten Queenstown, natürlich nicht ohne den obligatorischen Fergburger genüsslich am Hafen verdrückt zu haben und somit für die lange Fahrt gestärkt zu sein.

20
Apr

Hotties Farm

geschrieben in Erlebnisse  von admin am 20.04.2009

Nach einer kleinen Irrfahrt und einem Spaziergang auf fremden Farmland erreichten wir den Ort, der uns auf unserer Suche nach mehr Farmleben wärmstens empfohlen worden war. Wir wurden von Hottie herzlich mit einer Tasse Kaffee empfangen und schon gings los, die Farm und das nächstgelegene Örtchen St. Bathans zu besichtigen. Das Haus allerdings, in dem er mit seinem Bruder wohnt, zeigte uns Hotties süße vierjährige Tochter Georgia, die gerade für einige Tage zu Besuch war.

Nachdem etliche Schafe von einem Laster abgeladen waren, stand nicht mehr viel für den Tag an und wir beschäftigten uns mit Georgia, hüpften zusammen in den Spa Pool und vertrieben uns gemütlich die Zeit bis wir nach einem grandiosen Dinner in unsere neuen warmen Betten schlüpften und Fluffy allein der bitterkalten Nacht überließen.

Am nächsten Morgen wurden ein paar Schafe sortiert, wir trafen Dominic, den leicht verrückten Hasenjäger, hatten einen tollen Ausblick auf die meisten der zweihundert Weiden dieser Farm und erfuhren, wie fahrende Händler ihre Ware der wohl weitestgehend männlichen Landbevölkerung andrehen.

Am Nachmittag gingen wir mit Dominic und seinen vielen Hunden auf eine mäßig erfolgreiche Hasenjagt bis wir uns mit James, einem jungen Farmer und Wildschweinjäger, auf nach Cromwell machten, zu unserem ersten Live-Rugbyspiel. Damit konnten wir ein weiteres Muss in Neuseeland abhaken und obwohl wir auch nach dem Spiel kaum eine Ahnung von all den verwirrenden Regeln hatten, war es uns doch möglich, Mitzufiebern und die Siegermannschaft ausfindig zu machen.

Nach einem ziemlich ruhigen Tag hieß es am nächsten Abend ab in die Kneipe von St. Bathans, wo angeblich ein Geist sein Unwesen treibt. Doch war nicht viel los an diesem Abend, so hatte sich das Gespenst wohl schon Schlafen gelegt und wir konnten in Ruhe billiarden und ein paar alkoholische Runden genießen.

Wildschweine wollten wir am folgenden Morgen jagen und so liefen wir bergauf und bergab auf steppenartigem Hochland, beobachteten die Hunde bei ihrer Spurensuchen und mussten letztendlich mit leeren Händen wieder von Dannen ziehen. Trotzdem war es ein schöner Spaziergang und zur Entschädigung gab es für uns ein paar Tontauben zu schießen.

Der nächste Morgen wurde mit dem Zuschneiden von mehreren Lammhälften begonnen, bevor wir loszogen ein Herde Schafe von der Weide zu treiben und sie anschließend zu wiegen. Jedes einzeln! Das und weiteres Umweiden der wolligen Vierbeiner dauerte den ganzen Tag, welcher aber noch längst nicht vorbei war. Wir hatten noch eine große Misson geplant. Es wurden Scheinwerfer und Schrotflinte hervorgeholt und los düsten wir über nächtliche Weiden, um nach Hasen Ausschau zu halten. Über zwanzig Stück erlegten wir bei dieser Nachtjagt und fielen am Ende erschöpft in unsere Betten.

Am Morgen, als Abschluss unseres Besuches bei Hottie, fuhren wir noch einmal nach St. Bathans, um dort am idyllischen See entlangzuwandern. Dann hieß es auch schon Abschied nehmen und weiterfahren auf unserer Reise durch Neuseeland.

15
Apr

Von Pinguinen und Drahteseln

geschrieben in Erlebnisse  von admin am 15.04.2009

Erst im Dunkeln erreichten wir den Ort Oamaru, wo die große Hoffnung den Pinguinen galt. Die Kolonien zweier Arten dieser putzigen Tiere haben sich hier angesiedelt, zum einen die blauen Zwergpinguine, zum anderen Gelbaugen- oder Dickschnabelpinguine.

Wir beschlossen, im Morgengrauen eine kleine Expedition zu unternehmen, da wir wussten, dass zu dieser Zeit die kleinen Pinguine auf ihrem Weg zum Meer sind, doch leider blieb dieser Spaziergang ziemlich erfolglos. Zäune und Barrieren versperrten die Sicht auf die Kolonie (einmal mehr hieß es: zahlen oder verzichten), dafür bekamen wir zum Trost einen spektakulären Sonnenaufgang zu sehen und wollten unser Glück nocheinmal in der Abenddämmerung versuchen, wenn die Pinguine wieder zurück an Land kommen.

Den Tag verbrachten wir dann sehr relaxt, lernten Jan kennen, der sich uns bis zum nächsten Tag anschloss und genossen auf einer Parkwiese die wärmende Herbstsonne. Am späten Nachmittag wurde es Zeit, zu den Gelbaugenpinguinen zu fahren und siehe da: Von der öffentlichen Beobachtungsplattform konnten wir sie schon den Strand entlangwatscheln sehen. Obwohl diese Art als besonders scheu gilt, stand plötzlich ein Pinguin einen Meter vor der Holzbegrenzung, rief einige Male nach seinen Jungen und tappelte weiter, direkt an den leuchtenden Augen der vielen Schaulustigen vorbei. Wenige Minuten später folgte auch schon ein Zweiter, diesmal mit zwei Jungtieren im Schlepptau. Wow, mit sowas hatten wir nicht gerechnet!

Bei Sonnenuntergang fuhren wir zurück, um auch noch Zwergpinguine zu sichten, doch diese wollten sich beim besten Willen nicht zeigen. Noch einmal mit der Taschenlampe raus erhaschte Pauline einen kurzen Blick auf einen der Winzlinge. Aber an diesem Tag waren sowieso schon längst alle Erwartungen der Tierbeobachtung übertroffen worden.

Somit konnten wir am folgenden Tag guten Gewissens landeinwärts nach Ranfurly reisen. Ja, eine Stadt, die wie das von uns so geschätzte Bier heißt. Wir hatten schon seit langem so manche Pläne für diesen Ort geschmiedet und konnten es kaum erwarten, diese in die Tat umzusetzen. Doch unser Traum in Ranfurly im Pub zu arbeiten und dort Ranfurly auszuschänken, zerplatzte im Nu. Nach einem Zwischenstopp bei den Moeraki Boulders kamen wir zur Mittagszeit ins verschlafene Örtchen, wo wir zunächst feststellen mussten, dass das erhoffte LPG für Fluffy nirgends zu finden war. Nagut, halb so wild. Wir hatten noch genug Gas, um zur nächsten Tankstelle zu gelangen.

Die bittere Enttäuschung mussten wir erleben, als wir feststellten, dass beide Bars in Ranfurly nichts von dem gleichnamigen Bier wissen wollten. Nicht einmal der Supermarkt verkaufte das Gebräu, wegen dem wir den Weg nach Ranfurly auf uns genommen hatten.

Naja, was macht man nun in einem Kaff, auf das man sich so lange gefreut hatte, in dem es aber nur Rentner und Radfahrer zu geben schien? Sich selbst auf zwei Räder setzen und ein Stück des berühmten Otago Rail Trail abradeln! Dabei handelt es sich um die zu einem Radweg umfunktionierten Überreste einer alten Eisenbahnlinie, inklusive ausgedienter Brücken und Tunnel.

Da das allerdings noch zu einfach ist, suchten sich Anne und Pauline den steilsten Abschnitt für ihren Tagestrip aus. 86 Kilometer Schotterweg, fast ausschließlich bergauf. Das Resultat: Schmerzende Glieder, totale Erschöpfung und ein Fahradverleiher, der uns als entweder ziemlich fit oder sehr verrückt befand. Nichtsdestotrotz  hatten wir einen tollen Tag inmitten großartiger Landschaften, durchquerten stockdunkle Tunnel und fühlten uns in unsere Neustrelitzer Schulwegradeltage zurückversetzt.

Weil wir von der gesamten Umgebung Otagos so bergeistert waren und die Zeit auf der Blue Duck Farm so genossen hatten, wollten wir versuchen nocheinmal einen netten Farmer zu finden, der vielleicht ein paar helfende Hände gebrauchen könnte. So lernten wir Fergus kennen, der uns auf eins, zwei Bier in sein Haus einlud und uns die Farm von Hottie empfahl, zu der wir gleich am nächsten Tag aufbrachen.