Weinrausch und Höhenflüge
Nach einigen Tagen des unbekümmerten Farmlebens führte uns unser Weg weiter nach Cromwell, einer Stadt, die sich dem Weinbau verschrieben hat und wo unser treuer Begleiter aus Southland, Max, jetzt als Weinmacher arbeitete.
Da hier immer viele Saisonkräfte benötigt werden, bietet der Ort vielen Reisenden die Möglichkeit, ihr Budget aufzubessern, und auch wir überlegten, für einige Tage zu bleiben, um den einen oder anderen Dollar zu verdienen.
Zu allererst jedoch trafen wir am Abend unserer Ankunft einen alten Bekannten wieder: Thibault, einer der Bergsteiger aus Wanaka, hatte hier gerade einen Job als Ernthelfer angenommen und lud uns auf ein Bier in den Pub ein. Nachdem wir auch zwei seiner Kumpels kennengelernt und viele Reisegeschichten ausgetauscht hatten, machten wir uns zusammen auf zum Campingplatz.
Am nächsten Vormittag statteten wir zuerst Max einen Besuch im Weinkeller ab und verabredeten uns für den Abend. Danach trafen wir bei einem Stadtbummel Thibault wieder und gingen zusammen (nachdem wir – mit allen Mitteln, aber leider erfolglos – einen Job gesucht hatten) auf eine kleine Wanderung über hügelige Schafweiden mit tollem Ausblick.
Den Abend verbrachten wir mit zwei weiteren Franzosen bei Tee und Wein, bis sich Max, als wir eigentlich schon ins Bett gehen wollten, meldete, dass er jetzt Feierabend hätte und wir auf ein Bier bzw. Wein vorbeikommen könnten.
Gesagt, getan, saßen wir zehn Minuten später mit der Belegschaft am Tisch, erzählten von unseren Reisen und wurden gut mit Essen und Wein versorgt. Der Höhepunkt des Abends war ein kleiner Rundflug durch die Fabrikhalle: Gurte umgelegt, an den Kran gehängt, Fernbedienung in die Hand und schon konnte es Superman-like durch die Lüfte gehen! Pauline wäre dabei fast in einem riesigen Weinfass gelandet, wovor Max sie zum Glück gerettet hat.
Es schien, als hätten wir in Cromwell alles erlebt, was es so zu erleben gab, also führte uns unser Weg am nächsten Tag weiter, oder besser gesagt zurück, nach Queenstown. Nachdem wir bei unserem letzten Aufenthalt so eine unglaublich gute Zeit in dieser Stadt verbracht hatten, mussten wir sie einfach ein zweites Mal besuchen.
Leider war unser Gastgeber vom vorherigen Mal, Mark, nicht mehr da, aber sein Mitbewohner Ryan ließ uns trotzdem für zwei Nächte im Haus unterkommen. Wir verbrachten einen ruhigen Videoabend und sammelten Kräfte für den nächsten, aufregenden Tag.
Dieser begann mit einem guten Frühstück und schon gings bei bestem Wetter in die Stadt, denn Anne hatte einen Fallschirmsprung gebucht und Pauline belgeitete sie als Nervenstütze. Am Absprungort angekommen wurde Anne mit Anzug, Helm und Brille ausgerüstet und schon bald wurde sie in einem kleinen Flugzeug auf 3600 Meter Höhe gebracht. Fest an den Begleiter geschnürt wurde die Welt dort unter immer kleiner und die Aufregung wuchs. Den Absprung gewagt, folgten 45 Sekunden freier Fall und ein gemütlicher Gleitflug zurück auf festen Boden. Ein unglaubliches Gefühl, die Welt aus den Augen eines fallenden Tontopfes zu sehen.
Es war nun an der Zeit, auch einmal bei Tageslicht durch Queenstown zu laufen, und so besuchten wir den Hafen und den Park, bevor es wieder zum Haus zurück ging.
Am Abend trafen wir uns ein letztes Mal mit Thibault und einem seiner Kumpel. In einer Bar lieferten wir uns zwei Billard-Matches, bevor die beiden auch schon wieder nach Cromwell zurück mussten (Sie waren eigentlich nur wegen Fergburger gekommen!;)). Wir hingegen lauschten der Live-Band in der nächsten Bar und lernten prompt zwei Engländer und einen Israeli kennen, die wir zu einer weiteren Party begleiteten.
Zuvor noch eine Tüte Bier besorgt, trafen wir auf der privaten Feier bald die merkwürdigsten Gestalten, sogar ein großer, flauschiger Bär war anzufinden. Nachdem wir für einige Zeit die Tanzfläche unsicher gemacht hatten und alle Flaschen geleert waren, verabschiedeten wir uns, um noch in einem weiteren Club vorbeizuschauen.
Auf dem Weg allerdings erzählte man uns, dass dort nichts los wäre, und so trafen wir uns mit Ryan, der auch in der Stadt war, dort, wo zu jeder Tages- und Nachtzeit was los ist: Fergburger. Doch schon bald machten wir uns auf den Heimweg, wir hatten schließlich einen anstrengenden Tag hinter uns.
Am nächsten Morgen hieß es endgültig Abschied nehmen vom geliebten Queenstown, natürlich nicht ohne den obligatorischen Fergburger genüsslich am Hafen verdrückt zu haben und somit für die lange Fahrt gestärkt zu sein.