Härtetest
Wir setzten unsere Fahrt ab jetzt auf der Ostseite der Südinsel fort und konnten es somit nicht leugnen: Wir waren eindeutig auf dem Rück- und Nachhauseweg in Richtung Norden, nachdem wir wochenlang der Antarktis entgegengereist waren. Noch dazu waren wir gehörig aus dem ursprünglichen Zeitplan geraten und verspürten nun einen gewissen “Reisedruck”.
Um diesem Luft zu machen, sind wir mit Fluffy über die weiten, goldgelben Grasebenen des Mackenzie-Country geheizt, wo wir am nächsten Morgen eiinen langen Umweg zum Mount Cook oder Aoraki auf uns nahmen. Dieser führte zunächst entlang des riesigen Lake Pukaki, einem Schmelzwassersee, der von den umgebenden Gletschern des Mount Cook gespeist wird. Von den dort gelösten Löss-Partikeln erhält er seine wunderbar leuchtende, grünlich-türkise Farbe.
Von hier aus ging es hinauf in alpine Gefilde, wo wir die verschneiten Kuppen der uns umgebenden Bergketten leider nicht bewundern konnten, denn große, graue Wolkentürme versperrten jede Sicht.
Am Ende der Straße angekommen, hatten wir Mount Cook zwar noch immer nicht gesichtet, aber komplett unverrichteter Dinge wieder abzuziehen, kam auch trotz des einsetzenden strömenden Regens nicht in die Tüte. Mit wetterfester Jacke und Regenschirm ausgerüstet liefen wir dem Sturm trotzend, durch Pfützen und Flüsschen stampfend zum Aussichtspunkt des Müller-Gletschers und danach zu einer großen Hängebrücke über dessen Gletschersee.
Vollkommen durchgeweicht galt unser nächster Stopp einem weiteren wunderschönen, tükis-blauen Bergsee, dem Lake Tekapo, wo wir beschlossen, für die Nacht unser Lager aufzuschlagen. Bei der Suche nach einem geeigneten Platz allerdings, blieben wir mitten im Wald im tückischen Schlamm stecken. Nach circa zwei Stunden war Fluffy dank erfinderischer Ideen und handfestem Muskeleinsatz zwar einige Meter weitergerückt, steckte insgesamt aber noch tiefer im Matsch als zuvor.
Da es mittlerweile dunkel wurde, beschlossen wir, einfach vor Ort zu übernachten und am nächsten Morgen Hilfe zu holen. Es würde schon nicht regnen, schließlich war keine einzige Wolke am Himmel. Natürlich – wie sollte es anders sein – regnete es die ganze Nacht hindurch und am nächsten Morgen steckte Fluffy nicht nur im Matsch, sondern in einem großen, schlammigen See. Es war eindeutig Zeit, Hilfe zu holen.
Das stellte sich als einfacher heraus, als gedacht. Nur einhundert Meter entfernt an die nächste Haustür geklopft und schon saßen wir in einem kräftigen Jeep, der Fluffy mir-nichts-dir-nichts aus seiner Misere befreit hatte. Warum denn nicht gleich so?
Auf diese Aufregung gönnten wir uns ein Frühstück im Café und einen Spaziergang am See, bevor wir sorgenfrei nach Christchurch, der größten Stadt der Südinsel, aufbrachen.