Großstadtdschungel
Die große Stadt, Christchurch – das hieß für uns in erster Linie wie immer allerhand organisatorisches Zeug zu erledigen.
Nachdem das abgehakt werden konnte, gönnten wir uns einen Tag auf der beliebten Banks-Halbinsel, die direkt neben der Stadt in den Pazifik hineinragt. Da es das Wetter noch immer nicht so richtig gut mit uns meinte, steckten wir die halbe Fahrt mitten in der Wolkendecke und fühlten und wie im Nichts verloren. Wenn sich trotzdem ab und zu Aussichten auf die vielen Buchten und Häfen boten, waren diese immer einen Blick wert – vorrausgesetzt, die teilweise sehr schlechten Straßen erlaubten es, dass man ein Auge von ihnen abwendete.
Wieder zurück in Christchurch verbrachten wir einige Stunden im Internet der Bibliothek und verloren dabei anscheinend das Gefühl für die Zeit. Jedenfalls führte es dazu, dass Fluffy im Stadtpark eingeschlossen war, da dessen Tore bei Sonnenuntergang gesperrt werden.
Nachdem wir zwangsweise eine Nacht im Park verbracht hatten, widmeten wir den folgenden Tag dem kulturellen und historischen Angebot der Stadt. Im Museum bestaunten wir unter anderem das berühmte Paua-Haus, welches über und über mit polierten, farbenfrohen Paua-Muscheln dekoriert ist. Danach besuchten wir die alten Universitätsgebäude, die heute das Arts Centre beherbergen. Den Höhepunkt markierte die imposante Kathedrale, dessen Buntglasfenster und moderne Orgel beeindrucken konnten, wohingegen man die übertriebene Beleuchtung schon fast als störend empfand. Einen gelungenen Abschluss bildete die Kunstgalerie, die mit ihrer ausgewogenen Ausstellung von klassischer und zeitgenössischer Kunst für jeden etwas zu bieten hatte.
Vor dem Abschied von Christchurch wollten wir unseren Wagemut auf die Probe stellen und begaben uns in den Adrenalin Forest, der seinen Namen redlich verdient hat. Das kleine Waldstück, in dem sechs Parkurs mit unterschiedlichen Schwierigkeits- und Höhegraden angelegt sind, sah vom Boden wie ein riesiges Klettergerüst für Erwachsene aus.
Wir legten das Sicherungsgeschirr an, lernten, wie wir an den Drahtseilen entlanggehen, uns hangeln und uns herunterrutschen lassen können, und schon sahen wir uns in Netzen herumklettern, wanderten Strecken dünnen Drahtseils ab und meisterten die verschiedensten Arten schwingender und wackliger Überquerungen von einem Baum zum nächsten. Mit dazu gehörten nepalesische Brücken, ein paar Tarzansprünge, hintereinander aufgereihte Tonnen und das alles galt es mehrere Meter über dem Erdboden zu bestreiten.
Bis zum vierten Pakur waren die Anforderungen an Ballance und Muskelkraft an ein anspruchsvolles Niveau gewaschen und mit dem fünften Pfad war auch die deutlich gestiegene Höhe nicht mehr zu ignorieren. Gegenseitiges Anspornen bewahrte uns mehrere Male vorm Aufgeben und einem verfrühten Abbruch und wir nahmen auch noch den sechsten und letzten Parkurs in Angriff. Winzige Plattformen in schwindelerregender Höhe, lockere Drahtseile und Netze und ein spidermanartiger Supersprung vom höchsten Punkt (17 Meter) ließen uns selbst an unseren gesunden Menschverstand zweifeln.
Sage und schreibe fünf Stunden brauchten wir, mit allem fertig zu werden, was uns manche Nerven und viel Willenskraft gekostet hatte. Mit so viel Aufregung und Action verließen wir letztlich Christchurch und machten uns auf zum Arthur’s Pass, wo die Divise lautete: Der Weg ist das Ziel.